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Stiftung Freiraum

Informationen

Die Stiftung Freiraum e.V. erhält in ehrenamtlicher Trägerschaft das Künstlerhaus Vorwerk-Stift. Das denkmalwürdige Gebäude, 1866 durch den Hamburger Kaufmann Georg Friedrich Vorwerk als Altenasyl gestiftet, sowie das Grundstück überließ die Stadt Hamburg im Wege der Leihe für 30 Jahre dem Verein; mit der Maßgabe, das Haus zu bewahren und es bedürftigen Kunst- und Kulturschaffenden sowie Wissenschaftlern als Arbeits- und Wohnstätte zur Verfügung zu stellen. Diese besondere Form der Förderung soll möglichst vielen jungen Menschen zugute kommen, und deshalb ist die Verweildauer im Haus auf drei Jahre limitiert, kann in Einzelfällen und auf begründeten Antrag jedoch bis maximal fünf Jahre gewährt werden.

Das Vorwerk-Stift bietet Unterkunft für 19 ständige Stipendiaten sowie außerdem 3 für drei Monate dort ansässige Gäste. Neben den kleinen Wohneinheiten und den gemeinschaftlichen Sanitärräumen – diese Disposition entspricht weitgehend dem ursprünglichen Zustand des 19. Jahrhunderts – hält das Haus eine Galerie, ein großes Dachatelier sowie Werk- und Arbeitsräume für Foto, Holz, Druck und Musik bereit; nicht zuletzt auch das große Grundstück gewährt zusätzliche Entfaltungsmöglichkeiten. Das Künstlerhaus liegt im Karolinenviertel in der Vorwerkstraße.

Jedes Jahr im Frühjahr werden die freiwerdenden Plätze im Haus in einem Auswahlverfahren an neue Bewerber vergeben. Ebenfalls jedes Frühjahr präsentiert sich das Vorwerk-Stift mit einer Hausausstellung – Freunde, Unterstützer und Neugierige sind dazu herzlich willkommen.

Die Stiftung Freiraum e.V. ist eine Tochter der Hamburgischen Gesellschaft zur Beförderung der Künste und nützlichen Gewerbe Patriotische Gesellschaft von 1765

Rückblicke

 

Stetige Erneuerung (06/07)

Das Künstlerhaus Vorwerkstift, als dessen Träger die Stiftung Freiraum e.V. 1984 ins Leben gerufen wurde, befindet sich aktuell in einem Erneuerungsprozeß. Nun ist durch die satzungsgemäß festgelegte Beschränkung der Nutzungsdauer – die KünstlerInnen dürfen 3 bis maximal 5 Jahre im Haus arbeiten und wohnen – ohnehin für einen ständigen Wechsel gesorgt. Mit dem jetzt erfolgten schrittweisen Rückzug der „Gründungsväter“ Volker Doose und Fritz Otto Scharlau ging zudem auch eine personelle Veränderung der Vereinsführung einher. Die nach außen sichtbarste Wandlung erfuhr im letzten Jahr allerdings das historische Gebäude. In Zusammenarbeit mit dem Architektenbüro, das vor ca. 20 Jahren bereits den Umbau des Vorwerkstiftes von einem Altenwohnheim zu einem Künstlerhaus betreut hatte, wurde die Instandsetzung der dem Wetter besonders stark ausgesetzten Westfassade durchgeführt. Die wesentlichste Maßnahme bestand im Erneuern der Mauerwerksfugen der rund 350 qm großen Fassadenfläche sowie dem teilweisen Ersetzen von zerstörten Ziegeln (Abb. SW-Ecke Zustand 2006); dem Geschmack der 1860er Jahre entsprechend gelbe und rote Steine, teilweise als Formziegel. Der Auftragsvergabe vorgeschaltet wurde ein Auswahlverfahren zur Ermittlung des günstigsten Bieters. Wobei günstig nicht mißverstanden werden darf als billig – gerade bei historischer Bausubstanz kann nämlich durch unsachgemäßen Umgang mehr Schaden als Nutzen bewirkt werden. Alle aufgeforderten Baufirmen hatten also zusammen mit einem Preisangebot eine Arbeitsprobe an der tatsächlichen Front in vorgegebener Technik und mit ausgeschriebenem Material zu erbringen (Abb. Westfassade mit Markierung der Probeflächen); allen Unternehmen wurden diese Vorausleistungen vergütet. Die Ausgaben dafür haben sich außerordentlich bezahlt gemacht, denn so konnte das Preis-Leistungs-Verhältnis zuverlässig abgeschätzt werden. Das Gesamtergebnis der Sanierung hat die zweistufige Auftragsvergabe überzeugend bestätigt (Abb. SW-Ecke Zustand 2007).Im Frühjahr konnten Künstlerhaus und Stiftung Freiraum bei einem Tag der Offenen Tür das Resultat präsentieren und sich bei Helfern und Sponsoren bedanken. Das Denkmalschutzamt hatte Know-how beigesteuert und finanziell wurde die Maßnahme dankenswerterweise unterstützt durch die Patriotische Gesellschaft und den Hilfsfond des Präsidenten des Senats. Für einen notwendigen zweiten Instandsetzungsabschnitt in 2008 stehen bereits Fördergelder bereit bzw. sind zugesagt. Ebenfalls 2008, wieder im Frühjahr, wird es erneut ein Open-house geben – keinesfalls nur für „zahlende“ Unterstützer, Neugierige sind genauso herzlich willkommen. Den genauen Termin erfährt man unter www.vorwerkstift.de, wo auch ein kleiner Einblick in die aktuellen Aktivitäten des Künstlerhauses zu bekommen ist.

Erschienen im Jahresbericht der Patriotischen Gesellschaft von 1765 für das Jahr 2006/2007

Alt und neu (05/06)

1984 wurde der, als Tochter der Patriotischen Gesellschaft eigens ins Leben gerufenen, Stiftung Freiraum e.V. die Trägerschaft für das Künstlerhaus Vorwerkstift übertragen. Das nach Auslaufen seiner ursprünglichen Bestimmung als Altenwohnstift von jungen Leuten besetzte Gebäude sollte fortan mittellosen Künstlern als Arbeits- und Wohnort zur Verfügung gestellt werden. Die bereits damals vorgesehene Rotation der Nutzer – durch eine drei- bis maximal fünfjährige Verweildauer im Haus soll das Projekt möglichst Vielen zugute kommen – erwies sich anfangs als schwierig durchsetzbar. Woraus zu ersehen ist: auch Hausbesetzer möchten sich einmal zur Ruhe setzen und das Besetzte in Besitz verwandeln. (So feierte die Hamburger Hafenstraße dieses Jahr ihr 25jähriges Jubiläum; und auch hier hatte die Patriotische Gesellschaft mit ihrer Tochter ‘Dialog-Kommission’ zu einem friedlichen Ausgang des schwelenden Konfliktes beitragen können.)

Es ist vielleicht kein Zufall, wenn unsere Muttergesellschaft bei einzelnen Projekten durch jeweils Tochtergründungen gezielt an Lösungen mitwirkt. Spiegelt sich doch hierin die Aufsplitterung des modernen Lebens wider, der die Behaglichkeit eines überschaubaren Weltbildes abgeht. Entsprechend wird innerhalb der Patriotischen Gesellschaft vielfach eine identitätsstiftende Einheitlichkeit vermißt. Deutlich zeigen die beiden Aktivitäten, wie auch zahlreiche andere, den Wandel im Wirken dieser nunmehr über 240jährigen Bürgergesellschaft. Weg von „harten“ Zielen wie Blitzableiter, Sparkasse oder Bücherhalle, hin zu „weichen“ wie Prozesse zu moderieren, Menschen ins Gespräch zu bringen oder Entwicklungen zu begleiten. Daß die Ergebnisse solcher Arbeit häufig nicht so spektakulär scheinen, ist sicher ein weiterer Grund, weshalb sich viele Mitglieder der Gesellschaft – der deutschen im allgemeinen wie der Patriotischen im besonderen – schwertun, dieses Handeln als ein zeitgemäßes anzuerkennen. Und in der Tat ist es noch nicht lange her, da man soziales Engagement eher mit der Diakonieschwester assoziierte, und derartiges heute von Managern zu fordern, ist auch erst statthaft, seit man von „soft skills“ spricht. Ist es nicht vielsagend, daß das zuvor eher dem Weiblichen zugerechnete und etwas geringgeschätzte uneigennützige Wirken nun eine ungeheure Aufwertung erfährt, sobald es in die männliche Zuständigkeit fällt?

Aber wir setzten uns durchaus auch mit „harten“ Themen wie Bauunterhaltung auseinander. Aktuell in Angriff genommen haben wir eine Fassadensanierung. Dabei wurde ein Produkt empfohlen, welches der dann erneuerten Ziegelaußenwand zusätzlich Schutz gewähren sollte. Die Haltbarkeit dieses Mittels wird vom Hersteller mit drei bis fünf Jahren angegeben; in dieser Zeit würde es von der Witterung nach und nach fortgewaschen. Nun sind wir durch die Spanne, die ein Künstler im Haus bleibt, durchaus gewohnt auch in diesen kleinen Zeiträumen zu denken, aber die Vorstellung, in den 140 Jahren seines Bestehens wäre beim Vorwerkstift alle drei Jahre eine Schutzbeschichtung auf die Fassade aufgebracht worden, erschien so abwegig, daß auch in Zukunft getrost darauf verzichtet werden kann. Man sieht, die Stiftung Freiraum e.V. kann gelegentlich richtig altmodisch sein.

Erschienen im Jahresbericht der Patriotischen Gesellschaft von 1765 für das Jahr 2005/2006